Eiszeit

EISZEIT

Wenn ich so nach draußen sehe,  dann läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter! Warum? Das Thermometer zeigt seit Tagen Minusgrade an, welche in der Nacht sogar zweistellig werden. Eigentlich wollte ich die Saison an meinem Hausgewässer einläuten und wusste, dass dieses Unterfangen nicht leicht werden wird. Nun ist daraus aber ein fast unmöglich geworden, denn beim Eisangeln werde ich wohl eher keinen Karpfen fangen. Umdenken ist angesagt!

Zum Glück habe ich da vor der Tür noch ein Fließgewässer, welches nicht so schnell zufriert. Auf Grund der Strömung sind die Fische auch gezwungen, ab und an Nahrung zu suchen und aufzunehmen. Doch bei dieser Kältewelle wird denen auch das Maul wie zugeschweißt sein. Natürlich sind das erstmal pure Vermutungen und nur live am Wasser bekommt man die Antwort. Ich konnte mir das ein paar Tage mit ansehen, aber dann musste ich unbedingt raus. Ein paar Schneeflocken lagen noch auf dem Boden, dadurch wirken Winterbilder besonders eindrucksvoll. Damit es am Wasser etwas erträglicher ist, bereitete ich meinen Trip gut vor. Die Montagen (ohne Schnick Schnack) wurden zu Hause vorgebunden. Wegen der Hindernisse kam natürlich ein Lead Clip zum Einsatz. Die Bleie durften nicht zu leicht sein, denn viele ruhige Bereiche gibt es an meinem Flussabschnitt nicht. Wenn etwas abgestorbenes Kraut vorbei kommt und das kann an manchen Tagen alle 5 Minuten passieren, dann sollte die Montage nicht gleich neu ausgeworfen werden müssen. Es muss völlige Ruhe herrschen. Sind die Fische erst einmal weg, dann kommen sie so schnell nicht zurück. Sie sind im absoluten Energiesparmodus und schwimmen keinen Meter zu viel. Sie werden unser Futter deshalb auch nicht finden oder suchen.

Einzige Möglichkeit ist mit extremer Lockwirkung zu arbeiten. Das Futter muss so stark (und anziehend) riechen, dass es ein passiver Fisch irgendwo wahrnehmen kann und der Meinung ist, die körperliche Anstrengung müsste sich lohnen. Das funktioniert aber nur, wenn wir ganz in der Nähe von Karpfen unser Glück versuchen und sie halt auch nicht verjagen. Das Auto bleibt deshalb getrost so weit weg stehen, dass es nicht wahrgenommen werden kann. Bei den Ködern nehme ich entweder stark gedippte Boilies oder auch einfache Halibut Pellets. Als Joker wird die andere Rute nur mit einfachen Dosenmais beködert. Zum Anfüttern nehme ich gern einen fertigen Stickmix, wie zum Beispiel den Halibut Premium, weil er verschiedene Sorten und Größen von Pellets vereint. Diese geben konstant eine Lockwirkung ab und legen mir eine ordentliche Fährte zum Hakenköder. Da mische ich maximal noch eine halbe Dose von meinem Mais dazu und rühre das Ganze mit einem Booster an.

Im Winter gefällt mir der Krill Crush am besten. Es ist einfach ein hochattraktiver Lockstoff, welcher zu 100 Prozent unverdünnt verkauft wird und somit extrem anziehend wirkt. Natürlich nicht nur im Winter, aber bei widrigen Bedingungen könnten wir dadurch einen kleinen Vorteil haben. Viele kleine Vorteile ergeben irgendwann den lang ersehnten Erfolg. Man muss natürlich auch ein wenig Geduld haben und darf nicht gleich mit mehreren Fischen rechnen. Nein umgedreht, vielleicht müssen wir mehrere Ansätze für einen einzelnen Biss einplanen. Bei Erfolg ist das aber gar kein Problem, egal wie groß der Fisch ist, er wird sich in euer Gedächtnis einbrennen. Wenn ihr regelmäßig bei dieser Saukälte draußen seid, dann fällt es euch auch irgendwann nicht mehr so schwer. Ihr bekommt auch ein wenig Know How was die Bisse angeht. Irgendwann wird sich ein Muster abzeichnen und euch zeigen, welche Stelle bei welchem Wetter die größte Aussicht auf Erfolg hat. Ich gehe oft nur für ein paar Stunden ans Wasser und lasse die Ansitze fallen wie sie der Terminkalender hergibt.

Schon oft war der Nachmittag mit ein wenig warmer Sonne die günstigste Zeit, aber auch in der klirrenden Nacht konnte ich schon Fische fangen. Wichtig ist durchzuhalten. Deshalb habe ich immer den Kocher dabei und kann mir heiße Getränke zubereiten. Er hat mir auch schon mal den nassen Strumpf wieder hergerichtet. Seit dem habe ich immer Ersatzklamotten mit und natürlich auch nicht die billigsten! Funktionsunterwäsche ist heutzutage bezahlbar und unverzichtbar. Auch sehr wichtig sind warme Füße, also nicht nur mit Gummistiefeln ans Wasser gehen! Fangt ihr erst mal an zu frieren, dann wird der Ansitz ganz schnell erledigt sein, keiner hält das lange aus und man tut sich letztendlich auch keinen Gefallen damit. Nur wer es als angenehm empfindet, wird auch zeitnah wieder an einen Karpfen mitten in der Eiszeit denken und erneut angreifen.

Warme Füße und Durchhaltevermögen bis zum Ziel wünscht euch

Jens Scholz