Ab in den Süden

AB IN DEN SÜDEN

Schon früh hatte ich mich entschieden, auch dieses Jahr wieder an den Ebro nach Spanien zu fahren. Während der Fokus letztes Jahr noch auf die Waller gerichtet war, hatte ich es dieses Jahr auf die Karpfen abgesehen. Gemeinsam mit einem guten Freund machte ich mich schon freitags auf den Weg und nach 15 Stunden Fahrt kamen wir dann am Samstag in der Ortschaft Caspe an, die direkt am großen Stausee liegt, welcher auch „Mar de Aragon“ genannt wird. Eine Woche lang wollten wir unser Glück versuchen und ein paar der kampstarken Wildkarpfen überlisten.

Nachdem wir unser Apartment im Catfish Camp Caspe bezogen hatten, machten wir uns auch gleich auf den Weg zum Hafen. Dort schafften wir das ganze Tackle in unser Boot und machten uns mit dem Echolot auf die Suche nach einem geeigneten Angelplatz. Nach einer Weile auf dem Wasser fanden wir einen geeigneten Platz mit Struktur, an dem auch viel Fischaktivität zu beobachten war.

Im Gegensatz zu vielen anderen Gewässern ist es am Ebro nicht falsch, viel zu füttern. Der Fischreichtum ist enorm und ein Futterplatz schnell leergefegt. Dafür sorgen nicht nur die Karpfen, auch die Waller haben sich als „Sammler“ spezialisiert. Ich füttere am Ebro eine Mischung aus Mais, Heilbuttpellets und fruchtigen Boilies, wie z.B. dem Gorilla Banana aus unserer Gorilla Baits Range.

Wichtig ist auf jeden Fall, die Menge an fischigen Futterkomponenten möglichst gering zu halten. Mein Futter besteht deshalb wirklich zu 70% aus gekochtem Hartmais. Ebenfalls wichtig ist mir eine großflächige Fütterung. Ich habe es schon erlebt, dass ein ganzer Sack Pellets einfach auf den Futterplatz gekippt wurde. Das zieht die Waller an und genau diesen Effekt möchte ich vermeiden. Ein Waller der Mittelklasse macht an der Karpfenrute zwar wirklich Spaß, aber ich möchte ja Karpfen fangen. Als Hakenköder fischte ich auf der einen Rute einen #333 und auf der anderen Rute eine Maiskette. Am Ebro finde ich es wichtig mit geschmacklichen Attraktoren zu arbeiten. Man kann hier jeden fischigen oder fruchtigen Dip verwenden. Ich entschied mich für eine Kombination aus #333 und einem Muschel-Liquid. Das Liquid lasse ich dabei einige Stunden oder sogar einen ganzen Tag antrocknen. Der visuelle Reiz und der Geruch bleiben so über einen längeren Zeitraum erhalten.

Nachdem wir etwas gefüttert hatten war es an der Zeit, unsere Ruten rauszufahren. Unsere Köder legten wir auf ca. 120m Distanz in einer 13m tiefen Rinne aus, wo früher das alte Flussbett war. Nach nur einer Stunde bekam ich den ersten Run und wir hatten sofort das Gefühl, unsere Taktik richtig gewählt zu haben. Ein durchschnittlicher Schuppi gab sich nach einem harten Drill geschlagen.

Doch was nach diesem ersten Fisch folgte war Ruhe. Nicht nur an diesem Tag, auch die nächsten zwei Tage schwiegen unsere Bissanzeiger völlig. Wir änderten die Rigs, fischten in flacheren Bereichen, fütterten nur wenig doch das half alles nichts. Dabei waren die Fische auf dem Platz. Auch bei den anderen im Camp ging nichts mehr und es wurde darüber spekuliert ob die Karpfen schon voll im Laichgeschäft stecken. Ohne Zweifel war manch kleine Bucht voller laichender Karpfen im Flachwasser, allerdings laichen nie alle Fische gleichzeitig. Außerdem konnten wir an unseren Futterplätzen im tiefen Wasser auch noch Fische sichten. Wir wollten unseren Platz nicht aufgeben und entschieden uns deshalb nicht zu moven. Am dritten Tag wurden wir von einem Dauerton meines Bissanzeigers erlöst und als wir den Fisch gekeschert hatten waren wir umso glücklicher. Ein makelloser Flusskarpfen, schön lang und gut genährt, der knapp die 20kg Marke durchbrach.

Dieser Fisch war der Durchbruch und wir fingen nun regelmäßig Fische. Interessant fande ich es auch, immer wieder Parallelen im Beißverhalten der Fische beobachten zu können. Je nach Spot kam immer zu einer bestimmten Zeit der Biss. Egal ob das jetzt morgens, mittags oder abends war.

Nebenbei lernten wir einen Spanier kennen, der hinter unserer Angelstelle ein Ferienhaus besaß. Er war sehr freundlich und freute sich über unsere Fänge, er spendierte uns sogar Cola mit Rum und das sogar eisgekühlt. Was für ein Service! Dank meiner Spanischkenntnisse konnten wir uns gut unterhalten und er erzählte viel über die großen Fische am Ebro, aber auch über ganze Banden von Wilderern die heimlich Netze auslegen und dann tonnenweise Fische abschlagen. So hat ein solches Paradies leider auch seine Schattenseiten. Die letzten Tage genossen wir es, bei Sonne zwischen Olivenbäumen zu sitzen und richtig Urlaub zu machen. Immer wieder liefen unsere Ruten ab, und das schöne war das hohe Durchschnittsgewicht der Fische von über 16 kg. Aber egal wie groß ein Fisch ist, man kann sich sicher sein dass jeder der Torpedos einen unglaublichen Fight hinlegt der bis zum Ende hin spannend bleibt.

Und genau das ist es, was ich auch am Ebro so schätze. Einmal drillte ich schon fast eine Stunde und das bei fast geschlossener Bremse. Ich war mir schon sicher einen Waller der 2m-Klasse gehakt zu haben, doch am Ende war es eben doch ein extrem kampstarker Karpfen. Man weiß eben bis zum Schluss nie, was man gehakt hat. Nach einer schönen Woche war es dann leider an der Zeit wieder die Heimreise anzutreten. Nach Startschwierigkeiten kamen wir doch noch zum Erfolg und was mich besonders freute war das hohe Durchschnittsgewicht der Fische, ist der Ebro doch sonst Massenfänge an Karpfen um die 12-13 kg bekannt.

Lieber fange ich weniger Fische aber dafür größere. Das ist uns auch gelungen sodass wir zufrieden und mit gutem Gewissen wieder in Deutschland ankamen. Ich kann einen Trip an den Ebro nur jedem empfehlen, nicht nur wegen der guten Fangaussichten. Eine schöne Landschaft, gutes Essen, nette Spanier und das wunderbare Wetter sorgen für einen ganz besonderen Urlaubscharakter. Wenn das Ganze dann mit schönen Fischen abgerundet wird, erlebt man unvergessliche Tage und nicht umsonst habe ich mir vorgenommen, das nächste Mal zwei Wochen am Ebro zu verbringen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch erfolgreiche Sessions im Paradies für Angler…

Euer Robin Kögel